Babyboomer-Rente – Wenn das Know-how in Rente geht
In den nächsten 15 Jahren werden 12,9 Millionen Beschäftigte in Rente gehen. Das sind im Durchschnitt fast 900.000 erfahrene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer pro Jahr. Der große Anteil davon gehört zur Generation der Babyboomer. Gleichzeitig tritt nur etwa die Hälfte dieser Zahl aus der jungen Generation in den Arbeitsmarkt ein. Die Babyboomer-Rente führt somit zu einer erheblichen Lücke an Fach- und Führungskräften, die die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland bremsen könnte.
Herausforderungen und Chancen durch die Babyboomer-Rente
Der demografische Wandel und die Babyboomer-Rente haben den Arbeitsmarkt bereits verändert. Das tatsächliche Renteneintrittsalter in Deutschland ist in den vergangenen Jahrzehnten gestiegen (Quelle: Statista, 2024). Während 1970 das durchschnittliche Renteneintrittsalter bei 64,7 Jahren lag, sank es bis 1997 auf 62,1 Jahre und stieg bis 2022 wieder auf 64,4 Jahre an. Dennoch wird der bevorstehende Ruhestand der Babyboomer eine große Lücke hinterlassen, die nur schwer zu füllen ist.
Babyboomer-Rente und der Arbeitsmarkt: Regionale Unterschiede und Fachkräftemangel
Der Arbeitsmarkt entwickelt sich nicht gleichförmig, insbesondere im Hinblick auf die Babyboomer-Rente. Während einige Qualifikationen in bestimmten Regionen stark nachgefragt sind, gibt es andere, die weniger gebraucht werden. Die Herausforderung besteht darin, erfahrene Beschäftigte länger im Arbeitsmarkt zu halten, um den entstehenden Fachkräftemangel abzufedern.
Lösungsansätze: Die Flexirente und verlängerte Arbeitszeit als Teil der Babyboomer-Rente
Eine rein lineare Erhöhung des Renteneintrittsalters allein wird den entstehenden Herausforderungen nicht gerecht. Vielmehr sollte der Übergang in den Ruhestand flexibel gestaltet werden. Die Flexirente ist hier ein Ansatz, der Beschäftigten erlaubt, nach dem offiziellen Renteneintrittsalter weiterzuarbeiten, oft in reduziertem Umfang. Tätigkeiten jenseits des gesetzlichen Rentenalters werden steuerlich und bei den Sozialabgaben begünstigt, was für viele Unternehmen im Zuge der Babyboomer-Rente eine attraktive Option darstellt.
Wie Unternehmen die Babyboomer-Rente bewältigen können: Wissen und Erfahrung nutzen
Unternehmen müssen ihre Strategien anpassen, um die Babyboomer-Rente sinnvoll zu gestalten. Ein erfolgreiches Beispiel bietet Continental (Quelle: Kapital, 23.9.24), das einen internen Kompetenzpool geschaffen hat, auf den das Unternehmen bei Engpässen zugreifen kann. Auch das externe Interim-Management ist eine Möglichkeit, ältere Fachkräfte temporär einzusetzen. Dieser Ansatz ermöglicht es, das Wissen und die Erfahrung der Babyboomer auch nach dem Renteneintritt zu nutzen und so den Übergang zu erleichtern.
Flexible Arbeitsmodelle als Antwort
Immer mehr Unternehmen setzen auf flexible Arbeitsmodelle, um den bevorstehenden Abgang der Babyboomerabzumildern. Firmen wie Lufthansa und Mercedes-Benz nutzen den befristeten Einsatz von Fach- und Führungskräften. Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse bieten jedoch erst 57 % der Unternehmen flexible Arbeitszeiten für ältere Beschäftigte an. Der Babyboomer-Rente könnte hier durch eine Ausweitung solcher Programme besser begegnet werden.
Unternehmenskultur als Schlüsselfaktor im Umgang mit der Babyboomer-Rente
Eine offene Kommunikation und ein positives Betriebsklima sind entscheidend, um Mitarbeitende auch über das Rentenalter hinaus zu halten. Die Unternehmenskultur spielt eine wesentliche Rolle: Je besser das Arbeitsumfeld, desto eher bleiben erfahrene Fachkräfte dem Unternehmen treu. Um die Auswirkungen zu mildern, sollten Unternehmen daher frühzeitig auf die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden eingehen.
Wissen erhalten und weitergeben: Best Practices
Ein eindrucksvolles Beispiel für den erfolgreichen Einsatz von Ruheständlern liefert die NASA: Als die Raumsonde Voyager 1 technische Probleme hatte, wurden pensionierte Experten reaktiviert, die das Problem erfolgreich lösen konnten. Unternehmen sollten daher im Rahmen der Babyboomer-Rente den Kontakt zu ehemaligen Mitarbeitenden pflegen und Möglichkeiten schaffen, deren Wissen gezielt zu nutzen.
Rekrutierung von erfahrenen Fachkräften
Neben der Weiterbeschäftigung im eigenen Unternehmen besteht im Zuge der Babyboomer-Rente auch die Möglichkeit, ältere Fachkräfte von außerhalb zu rekrutieren. Wichtig ist hier, flexible und angemessene Beschäftigungsmöglichkeiten anzubieten und dies auch im Recruiting zu kommunizieren.
Fazit: Erfolgreich mit Flexibilität und Wertschätzung
Der bevorstehende Renteneintritt der Babyboomer wird den Arbeitsmarkt stark beeinflussen. Indem Unternehmen frühzeitig Maßnahmen ergreifen und flexible Arbeitsmodelle anbieten, können sie den Fachkräftemangel abfedern. Durch die Kombination aus Arbeitsleben, Unruhestand und schließlich Ruhestand lassen sich die Auswirkungender Babyboomer-Rente besser managen und wertvolles Know-how bleibt länger erhalten.
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