Auf dem Holzweg!
Nachhaltigkeit wird für die Bauwirtschaft immer bedeutender.
Die Bauwirtschaft besitzt große Potentiale für die Unterstützung der Erreichung der Pariser Klimaziele. Das Zauberwort hierbei heißt: Holz.
Kein anderer Industriezweig verbraucht mehr Materialien und Energie oder produziert mehr Abfälle als das Bauwesen. Die Zielstellung einer Optimierung des Bauwerks über den gesamten Lebenszyklus muss es daher sein, zur Minimierung des Energie- und Ressourcenverbrauchs, zur Verringerung der Umweltbelastungen und zur Verbesserung der Gesamtwirtschaftlichkeit beizutragen.
Eine Strategie zum nachhaltigen Bauen ist der verstärkte Einsatz des Baustoffes Holz.
Eine Studie eines internationalen Teams von Wissenschaftlern schreibt Holz einen doppelten Nutzen für die Nachhaltigkeit zu: Zum einen werden die CO2-Emissionen aus der Zement- und Stahlproduktion vermieden, zum anderen fungiert ein Holzbau als „Kohlenstoffsenke“. Von den Bäumen aufgenommenes CO2 wird in Holzbauten langfristig über Jahrzehnte, ja Jahrhunderte gespeichert und ist dann nicht mehr klimawirksam.
Die Forscher haben verschiedene Strategien untersucht:
- Strategie 1: “business as usual”. Bis 2050 werden lediglich 0,5 % der Gebäude aus Holz gebaut.
- Strategie 2: Die Holz-Massenproduktion wird aufgenommen. Der Holzanteil nach dieser Strategie könnte auf 10 % bis 50 % steigen.
- Strategie 3: Auch die Länder mit bisher geringer Industrialisierung schaffen den Umstieg auf Holz. Mit dieser Strategie sind 90 % Holzbau realisierbar.
Die Unterschiede der Strategien auf die Klimawirkung sind immens!
In der Strategie 1 könnten bis zu 10 Millionen Tonnen Kohlenstoff und in Strategie 3 bis zu 700 Millionen Tonnen Kohlenstoff an klimawirksamer Emission gespeichert werden; immerhin eine Steigerung um das 70fache von Strategie 1 zu Strategie 3.
Ein fünfstöckiges Gebäude aus Brettschichtholz hat eine Speicherfähigkeit pro Quadratmeter von bis zu 180 Kilogramm Kohlenstoff. Über 30 Jahre hinweg würde in Strategie 3 die Speicherfähigkeit der Gebäude mit einer holzorientierten Bautätigkeit immerhin ca. 10 % des weltweiten Waldbestands betragen.
Für die Strategie einer verstärkten Holznutzung für Bauzwecke wären ca. 2/3 des Zuwachses an Holz durch natürliches Wachstum erforderlich. Damit könnte eine deutlich verstärkte Holznutzung für Bauzwecke nachhaltig, also ohne Rückgang des Waldbestandes, realisiert werden.
Ihr Prof. Dr. Herbert Einsiedler
Quelle: Buildings as a global carbon sink https://www.nature.com/articles/s41893-019-0462-4
1 Comment
Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit und Holzbau. Gut zu wissen, dass mehrere Leute jetzt die nachhaltige Bauweise für ihre Häuser auswählen. Ich wusste auch nicht, dass ein solches Haus 180 Kilogramm Kohlenstoff pro Quadratmeter speichern kann.