Personalberatung ist keine Zeitarbeit!
Zeitarbeit, das Hauptklischee einer Personalberatung
Personalarbeit und Zeitarbeit sind unterschiedliche Instrumente des Personalmanagements. Leider werden diese immer wieder verwechselt. Die beiden Instrumente haben aber völlig unterschiedliche Ansätze und sind für unterschiedliche Lösungsansätze geeignet. Lesen Sie jetzt, wie sich die Personalberatung und die Zeitarbeit wesentlich unterscheiden.
Wie ist Zeitarbeit definiert?
Grundlage für die Zeitarbeit ist das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz. Arbeitnehmerüberlassung liegt dann vor, wenn ein Unternehmer einen Arbeitnehmer vorübergehend an einen anderen Unternehmer ausleiht. Die Dauer der „Ausleihe“ ist im Gesetz auf 18 Monate begrenzt. Durch einen Tarifvertrag kann die Dauer auf 24 Monate verlängert werden. Der Arbeitnehmer bleibt hierbei Mitarbeiter des „Entleihers“.
Die Arbeitnehmerüberlassung zielt somit nach dem Grundgedanken des Gesetzes auf einen „vorübergehenden“ Personalbedarf.
In der Praxis ist festzustellen, dass die Leiharbeit durchaus als „verlängerte Probezeit“ genutzt wird. Das ist aber nicht im Sinne des Gesetzes und umgeht letztlich das Kündigungsschutzgesetz. In der politischen Diskussion wird oft argumentiert, dass die Leiharbeit nur selten in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis mündet. Dafür ist die aber von ihrem Grundgedanken her gar nicht gedacht, da diese ja nur für einen „vorübergehenden“ Personalbedarf geschaffen wurde.
Welche Dienstleistung bietet hingegen eine Personalberatung an?
Die Personalberatung verfolgt einen völlig anderen Ansatz: Personalberatung, verstanden als Beschaffung von Beschäftigten, ist auf einen längerfristigen, meist dauerhaften Personalbedarf gerichtet.
Jetzt gibt es eine Reihe von Anlässen für „Personalberatung“.
- Die Personalberatung fungiert als ausgegliederte Personalabteilung bei der Personalgewinnung.
- Die Personalberatung beschäftigt sich mit Beschaffungsvorgängen, die nur schwierig zu lösen sind.
- Die Personalberatung arbeitet in Form der Direktansprache, d. h. sie geht aktiv auf Suche nach neuen Beschäftigten (m/w/d) und spricht diese aktiv an.
- Die Personalberatung greift auf ein Kontaktnetzwerk von geeigneten Kandidaten (m/w/d) für eine Position zurück.
- Die Personalberatung geht „anonym“ auf die Suche, ohne dass sofort die Identität des suchenden Unternehmens gekannt wird.
Der Beratungsteil steht zentral im Fokus
Eine wichtige Funktion der Personalberatung stellt der Beratungsteil dieser Dienstleistung dar.
Hier verfolgt die Personalberatung einen Ansatz, sodass diese idealerweise über den gesamten Projektzyklus hinweg beratend zur Seite steht. Angefangen mit dem Stellendesign, der Anforderungsanalyse und der Analyse des Arbeitsmarktbereichs, über die Auswahl und Eignungsdiagnose der potenziellen, zukünftigen Beschäftigten bis hin zur Unterstützung bei der Einführung und den Startprozess im neuen Unternehmen.
Personalberatung ist idealerweise nicht ein Versuch und Irrtum bei der Gewinnung von Beschäftigen, sondern ein gezielter und fundierter Prozess, an dessen Ende das Unternehmen einen engagierten und erfolgreichen neuen Beschäftigten (m/w/d) für ein langfristiges Beschäftigungsverhältnis rekrutiert.
Der Faktor Zeit als entscheidender Unterschied
In der Zeitperspektive liegt ein bedeutender Unterschied zwischen Zeitarbeit und Personalberatung. Die Zeitarbeit ist – wie schon vom Gesetz vorgegeben – kurzfristig angelegt. Das Risiko einer Fehlbesetzung ist überschaubar. Versuch und Irrtum ist eine durchaus mögliche Strategie. Die Positionen der Zeitarbeit sind i. d. R. im mitarbeitenden Bereich angesiedelt.
Die Personalberatung hingegen ist ein auf einen langfristigen Erfolg angelegte Leistung eines externen Beraters bzw. Beratungsunternehmens. Die Stellen, die besetzt werden sollten, sind überwiegend Stellen von Fach- und Führungskräften. Eine auf längere Dauer angelegte partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Beratung ist hierbei von Vorteil. Bei der erfolgreichen Stellenbesetzung kommt es nicht nur auf die „hard facts“ an, sondern oft liegt der Erfolg in der kulturellen Passung zum Unternehmen, ja zum Arbeitsbereich und dem zukünftigen Vorgesetzten. Passt ein Kandidat ins Unternehmen, nicht aber zum zukünftigen Chef, ist das Scheitern vorprogrammiert. Daher legt eine professionelle Personalberatung auch Wert auf die zwischenmenschliche Passung.
Personalberatung als auf einen längerfristigen, meist sogar langfristigen Erfolg ausgerichtete Tätigkeit benötigt zwei Ressourcen:
- Den Dialog zwischen Auftraggeber und Beratung
- Zeit
Eine Fehlbesetzung bei derartigen Stellenbesetzungsprozessen ist mitunter teuer. Folglich fallen nicht nur die Vergütungskosten für den Neueintritt an, sondern auch die Kosten der mangelnden Performance, sowie eine mangelnde Zusammenarbeit mit Kollegen oder gar eine Störung der Kundenbeziehungen. Zu guter Letzt sind die Kosten einer Trennung und der Neubesetzung der Position ins Kalkül aufzunehmen. Eine professionelle Unterstützung und Beratung bei solchen Stellenbesetzungen machen sich allemal bezahlt.
Zeitarbeit ist hingegen ein auf eine kurzfristige Problemlösung angelegte Dienstleistung mit überschaubarem Kostenrisiko.
Muss es bei der Besetzung von Fach- und Führungspositionen schnell gehen, und ist die Besetzung nur auf Zeit angelegt, kommt das sogenannte „Interimsmanagement“ in Betracht. Interims-Management ist die befristete, kurzfristige Besetzung von Fach- und Führungspositionen durch Externe. Die Anforderung an diese Externen beinhaltet nicht nur, dass diese die Position ausfüllen können, sondern dass sie die Fähigkeit besitzen, sich rasch in ein neues Umfeld einarbeiten zu können. Interims-Management klingt wie Zeitarbeit, hat aber deutlich höhere Anforderungen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Prof. Dr. Herbert Einsiedler
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Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Personalberatung. Ich suche gerade einen Service für Personaldienstleistungen. Interessant, dass Personalberatung, verstanden als Beschaffung von Beschäftigten, auf einen längerfristigen, meist dauerhaften Personalbedarf gerichtet ist.