Storm of Chance!
Eine Pandemie schreitet voran.
Besondere Belastungen ist jetzt das Gesundheitssystem ausgesetzt. Dank hier an alle Pflegenden und in medizinischen Berufen tätigen. Aber auch unsere Versorgung muss sichergestellt werden. Hier bekommen plötzlich Berufe strategische Bedeutung, die zuvor im Schatten standen. Kassierer an den Supermarktkassen, Mitarbeiter beim Bäcker und Metzger um die Ecke, Paketfahrer, Warenverräumer usw. sind die Heldinnen und Helden unserer Tage – und das ist ernst gemeint. Durch ihre Tätigkeit setzen Sie sich einem besonderen Risiko aus. Auch hierfür unsere Anerkennung und unser Dank. Es darf aber nicht beim Dank bleiben. Gerade diese Berufe und Tätigkeiten, die sich jetzt in der Krise als wirklich „systemrelevant“ herausstellen, müssen in ihrer Anerkennung, den Arbeitsbedingungen und auch in ihrer Bezahlung den Stellenwert bekommen, den sie verdienen. Andere Berufe, die sich in der Vergangenheit immer als „systemrelevant“ angesehen haben, werden diesen Nimbus verlieren. Hier müssen auch die Relationen entsprechend der jeweiligen Bedeutung neu justiert werden. Bodenhaftung ist hier gefragt, manche „Traumtänzerei“ muss der Vergangenheit angehören.
Es gab das schöne Lied „Wind of Chance“, das auch die deutsche Einheit begleitete. Was wir jetzt erleben, ist kein Wind of Change, es ist ein „Storm of Change“. Veränderungen, die oft Monate und Jahre gedauert haben, geschehen jetzt binnen weniger Tage.
Wie lange hat unsere Gesellschaft über „Home-Office“ diskutiert?
Alles ganz schwierig, alle Bedenken wurden gewälzt. Jetzt, da Bedenken nicht mehr zählen, klappte das in vielen Organisationen binnen weniger Tage. Webbasierte Lösungen wurden unternehmensintern aus dem Boden gestampft, und zwar so zahlreich, dass die Anbieter mit ihren Kapazitäten an die Grenze gerieten. Bandreduktionen und instabile Anwendungen sind die Folge. Hier rächt sich der schleppende Breitbandausbau. Aber durch Improvisation und Einsatz klappt das an vielen Stellen.
Work-Live-Balance, Kinderbetreuung zuhause – alles Konzepte, die viel diskutiert wurden. Alle „Bedenkenträger“ wälzten jahrelang Argumente. Jetzt, in der Krise, klappt das plötzlich.
Hochschulen haben ihr Angebot – mitunter unterbrechungsfrei – auf Distanzlernen umgestellt.
Jetzt ist das alles beileibe noch nicht perfekt. Hier ist vieles noch nachzubessern. Auch klappt das noch nicht überall. Sieht man aber die Innovations- und Tatkraft, die die Krise freigesetzt hat, sollte uns das optimistisch stimmen. Ja, es kommen noch schwere Zeiten auf uns zu, und der Beginn einer solchen Krise ist viel leichter auszuhalten als eine langanhaltende Störung unserer Wirtschaft und Gesellschaft.
Aber die Fähigkeit, sich auf die Krise einzustellen und Lösungen rasch und zielgerichtet umzusetzen, sollte uns für die Zukunft optimistisch stimmen.
Wir haben einen „Storm of Chance“ – aber offenbar ist unsere Gesellschaft weitaus sturmtauglicher, als wir gedacht haben.
Aber über eines müssen sich alle klar sein: Es wird nichts mehr so sein, wie es war, wenn die Krise vorbei ist. Ein „Zurück in die Büros“ wird es so nicht mehr geben, und die Erfahrung mit Homeoffice, Kinderbetreuung und dezentralem Arbeiten wird unsere Gesellschaft massiv verändern. Und das ist gut so.
#stayathome #wirbleibenzuhause #coronasolidariät #flattenthecurve
Ich wünsche Ihnen eine gesunde Zeit!
Ihr Prof. Dr. Herbert Einsiedler