Trennung von Mitarbeitern
Der stilvolle Abschied
Auch Trennung muss angemessen sein. Die Trennung von Mitarbeitern hat nicht nur Einfluss auf die bilaterale Beziehung. Diese findet zumindest teilweise (unternehmens-)öffentlich statt. Daher beeinflusst die Trennungskultur auch ganz erheblich das Betriebsklima und die Beziehung der sonstigen Mitarbeiter zum Unternehmen.
Die richtige Trennung von Mitarbeitern
Trennung erfolgt nicht immer einvernehmlich bzw. freiwillig. Dabei stellt sich immer auch die Frage, kann für beide Seiten aus der Trennung auch etwas Positives gesehen werden. Auch für Mitarbeitende ist die Situation vor einer Trennung oft belastend. Eine Trennung kann hier durchaus auch als befreiend angesehen werden. Das gilt auch für mitarbeiterseitige Kündigungen. Hier werden von Seiten des Unternehmens und der Führungskräfte Signale ins Unternehmen gesandt; auch wenn diesen dies nicht bewusst ist.
Ein entscheidendes Instrument:
Das Trennungsgespräch
Warum erfolgt die Kündigung?
Welche Ursachen liegen ihr zugrunde, die eventuell vom Unternehmen und den im Unternehmen verantwortlichen nicht wahrgenommen werden?
Welche Kündigungsgründe kann das Unternehmen abstellen – für den Einzelfall und für mögliche Folgefälle?
Kann mit dem Beschäftigten die Situation noch besprochen und die Trennung abgewendet werden?
Ein Trennungsgespräch liefert wichtige Informationen über die Situation im Unternehmen, auf diese Informationen sollte man nicht verzichten.
Auch kann ein Trennungsgespräch eventuell den „Groll“ auf Seiten des Beschäftigten aufarbeiten oder abmildern. Ein Ehemaliger ist immer auch ein Botschafter des Unternehmens. Für die Wahrnehmung am Arbeitsmarkt ist es nicht unbedeutend, welche „Message“ hier gegeben wird.
Ein Trennungsgespräch kann auch einen eventuellen Wiedereintritt zu einem späteren Zeitpunkt den Boden bereiten. Rückkehrende Beschäftigte haben i. d. R. eine deutlich höhere Bindung ans Unternehmen. Sie haben erlebt, dass in anderen Unternehmen auch nicht alles Gold ist, was glänzt. Sie akzeptieren das Unternehmen mit allen Stärken, aber auch mit allen Schwächen.
Eine dysfunktionale Strategie stellt das Schweigen oder noch schlimmer eine beleidigte Haltung dar. Diese wird nicht nur vom Ausscheidenden, sondern von der Belegschaft gesehen – und wird meist nicht positiv wahrgenommen.
Die Offboarding Kultur
Ebenfalls entscheidend: Wie geht das Unternehmen mit dem Ausscheidenden um?
Es gibt sicherlich unternehmenspolitische Gründe, hier zu einer Freistellung zu greifen. Aber dies ist nicht immer der Fall. Gibt man die Gelegenheit, die Restbeschäftigungsdauer „mit Anstand“ und ohne offene oder verdeckte Sanktionen zu Ende zu führen? Erfolgt weiter eine Teilnahme an Meetings, Veranstaltungen etc.? Erfolgt eine professionelle Übergabe?
Oder wird über den/die Ausscheidende negativ geredet, eventuell schlecht gemacht?
Der Umgangsstil in dieser Phase gibt nicht nur Signale an die Betroffene Person, sondern auch an alle anderen.
Der Standpunkt, alle sollen sehen, wie es jemanden geht, der hier geht ist jedenfalls nicht angemessen und brandgefährlich. Manche Mitarbeitende stehen das als Signal, dass sie in einem solchen Unternehmen nicht bleiben wollen – je leichter sie es am Arbeitsmarkt haben, um so eher. Eine „Sanktionspolitik“ gegen Ausscheidende kann zum genauen Gegenteil führen. Diese hemmt nicht die Fluktuation, sondern beschleunigt dies bei denjenigen, die eine Perspektive haben – und das sind meist die Leistungsträger.
Die Kommunikation mit dem Team:
Irgendwann muss das Arbeitsteam informiert werden – der Kollege/die Kollegin ist plötzlich weg ist kein Stil. Die Kommunikation des Ausscheidens sollte beidseits abgesprochen werden. Diese sollte auch – soweit möglich – persönlich und mit gegenseitigem Respekt erfolgen.
Und dann die Administration des Ausscheidens: Entstehen lange Wartezeiten für die Aushändigung der Papiere und des Zeugnisses? Hier gibt es klare Regeln im Arbeitsrecht, diese sollte man beachten.
Nicht nur aus rechtlichen, sondern auch aus betriebsklimatischen und Imagegründen.
Der stillvolle Abschied
Der Abschied: Am letzten Tag geht er/geht sie durch die Tür – und gut ist es.
Dies ist die denkbar schlechteste Variante des Abschieds. Gegenüber dem/der Ausscheidenden ist eine persönliche Verabschiedung angebracht, und zur Pflege des Betriebsklimas sollte, soweit möglich und angemessen, das Team mit einbezogen werden.
Trennungskultur ist Kultur. Und jedes Unternehmen solle sich hier eine Kultur zulegen, die sowohl bei den Ausscheidenden als auch bei den Bleibenden ein gutes Gefühl hinterlässt. Klare Regelungen, wie im Falle eines Ausscheidens vorgegangen werden sollen, erleichtern es, eine gute Trennungs- und Offboarding-Kultur zu implementieren.
Merke: Man trifft sich immer zweimal im Leben.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr Prof. Dr. Herbert Einsiedler