Guerillas auf Personalsuche:
Was bringt Guerilla-Personal-Marketing?
Der Fachkräftemangel erfordert neue Vorgehensweisen. Die traditionelle Personalsuche hat nicht ausgedient, aber sie wird durch neue Methoden ergänzt. Eine davon ist das „Guerilla-Personal-Marketing“.
Was bringen die Guerilla-Taktiken?
An der International School of Management (ISM) in Frankfurt wurde dies untersucht. Das Ergebnis der Untersuchung zeigt Chancen und Risiken dieser Vorgehensweise auf.
Was ist jetzt Guerilla-Personal-Marketing ganz konkret?
Ein Unternehmen, das neue Beschäftigte suchte, stellte vor einem Konkurrenzunternehmen entsprechend beschriftete Umzugskartons auf. Die Botschaft: Sucht Euch einen neuen Job, packt Eure Sachen zusammen und kommt zu uns. Ein anderes eröffnete zeitlich befristet eine Snackbar auf dem Parkplatz eines Mitbewerbers. Oder ganz simpel: Bei einer Recruiting-Aktion mit einem Wagen mit Firmenaufschrift um einen Sportplatz fahren, auf dem gerade ein Endspiel eines Fußballwettbewerbs einer Universität stattfindet. Bleibt in Erinnerung.
Was bringt das jetzt?
Eines bringen solche Guerilla-Marketing-Maßnahmen meist: Aufmerksamkeit. Ist das jetzt positiv oder negativ? Kommt darauf an – und das ist jetzt das Risiko der Guerilla-Strategie. Beifall und Shitstorm liegen mitunter nahe beieinander. Chancen und Risiken sind daher sorgfältig abzuwägen. Lieber einmal mehr überlegen, als durch Unvorsichtigkeit negative Reaktionen auslösen. Dazu sollte man auch Personen mit einbeziehen, die nicht zur Gruppe der für die Maßnahmen verantwortlichen gehören. Mit anderen Augen sieht man oft auch andere Aspekte. Guerilla-Marketing kann sich sehr schnell sehr weit verbreiten – positiv wie negativ.
Für wen ist jetzt Guerilla-Marketing bei der Personalsuche geeignet?
Kleine und mittlere Unternehmen können hieraus einen Vorteil ziehen. Auch ist das Umfeld junger und dynamischer Unternehmen eher geeignet. Kurze Entscheidungswege sind eine begünstigende Bedingung; lange Entscheidungswege mit vielen Mitwirkenden aktiviert eher die Bedenkenträger gegen solche Aktionen.
Und was kommt dabei heraus?
Wer gleich auf viele Bewerber hofft, wird häufig enttäuscht, wie die Untersuchung der ISM aufzeigt. Guerilla-Personal-Marketing erhöht deutlich die Bekanntheit des Unternehmens. Daher wird das Unternehmen, das Guerilla-Personal-Marketing betreibt, bei der Auswahl zukünftiger Arbeitgeber eher mit in die Überlegungen einbezogen. Bei der Bewerberwahrscheinlichkeit sind die klassischen Beschaffungswege wie Stellenanzeige und Employer Branding dem Guerilla-Personal-Marketing überlegen.
Welche Fragen muss ich mir beantworten, um zu entscheiden, ob ich Guerilla-Personal-Marketing einsetzt?
Die erste Frage wäre: Wie bekannt ist mein Unternehmen. Kennen es die Mehrheit der potenziellen zukünftigen Beschäftigten, kann Guerilla-Marketing eine „Duftnote“ setzen. Diese muss aber zur Gesamt-Marketingstrategie des Unternehmens passen. Hat ein Unternehmen Probleme mit der Bekanntheit in der Zielgruppe, hilft ein Guerilla-Ansatz, diese Bekanntheit deutlich zu steigern.
Die zweite Frage lautet: Passen die Guerilla-Maßnahmen zu meinem Unternehmens-Image und meiner Unternehmenskultur? Dynamische Guerilla-Maßnahmen machen dynamische Menschen auf das Unternehmen aufmerksam. Treffen diese dann aber auf ein sehr konservatives Unternehmen, entsteht ein Dissonanzgefühl bei den potenziellen neuen Beschäftigten – und die Bewerbung bleibt aus. Guerilla-Maßnahmen müssen zum Unternehmen passen.
Die dritte Frage ist die nach dem Personalmarketing-Budget: Guerilla-Taktiken haben den unschlagbaren Vorteil auf der Kostenseite. Da gut gemachte Guerilla-Aktionen sich quasi von selbst verbreiten, kommt man bei diesen auch i. d. R. mit einem knappen Budget aus.
Die vierte Frage lautet: Wie passen die Guerilla-Aktivitäten zu meinen sonstigen Personal-Marketing-Maßnahmen. Guerilla-Taktiken erhöhen die Bekanntheit; die Bewerbungs-Bereitschaft müssen dann die klassischen Instrumente erzeugen. Passen Guerilla und Klassik nicht zusammen, wird zwar Aufmerksamkeit erzeugt, aber keine erfolgversprechenden Bewerbungen generiert.
Die fünfte Frage wäre: Mache ich diejenigen auf mich aufmerksam, die ich als neue Beschäftigte gewinnen möchte – oder aktiviere ich gerade diejenigen, die ich dann im Bewerbungsprozess wieder aussortiere? Die Aktivierung der Guerilla-Maßnahmen muss Menschen aktivieren, die zum Unternehmen und der Aufgabe passen.
Aber Achtung: Guerilla-Personal-Marketing ist immer auch Marketing für das jeweilige Unternehmen. Es muss in die Marketing-Strategie passen und darf keine Brüche in der Wahrnehmung des Unternehmens verursachen.
Eines darf man nicht vergessen: Guerilla-Marketing macht Spaß! Aber durch den Spaß-Faktor darf man die personalpolitischen Ziele nicht aus den Augen verlieren.
Seien Sie kreativ! Ihre,
Susanne Fischerkeller