Die perfekte Stellenanzeige
Gehaltsangaben oder nicht – das ist hier die Frage.
In einer Stellenanzeige einen Gehaltsrahmen angeben oder nicht: Diese Diskussion wird heftig geführt. Beides hat Vorteile – beides hat Nachteile.
Endlich die passenden Bewerbungen! Oder?
Die Angabe eines marktgängigen Gehalts oder einer Gehaltsspanne wird von vielen Arbeitgebern in der Zeit enger Bewerbermärkte als Marketinginstrument eingesetzt. Damit wollen sie sich für die potenziellen Bewerber attraktiv machen. Seien wir mal ehrlich, das hat schon einen gewissen Charme! Das Unternehmen gibt an, wieviel es für eine Position an Gehalt aufwenden will, und bekommt im Gegenzug die Bewerber, die in diesen Gehaltsrahmen passen. Oder ist dem etwa nicht so?
Wer bewirbt sich tatsächlich?
Es gibt Kandidaten, die sehr geeignet wären, wo jedoch die Gehaltsangabe mit ihren Vorstellungen nicht zusammenpasst; diese melden sich erst einmal gar nicht. Somit gehen dem Unternehmen die Kandidaten verloren, die ihren Marktwert kennen und vielleicht sogar besser kennen, als das Unternehmen. Dem Arbeitgeber gehen also hochqualifizierte Bewerber verloren.
Es bewerben sich daher vermutlich Kandidaten, die dieses Gehaltsvolumen erreichen möchten, aber die eigentlichen Voraussetzungen für diese Gehaltshöhe nicht mitbringen. Diese weniger qualifizierten Kandidaten können aber möglicherweise nach einer gewissen Entwicklungszeit durchaus für das Unternehmen sehr wertvoll werden. Da diese sich durch die vorschnelle Gehaltsangabe bereits auf die höhere Vergütung festgelegt haben, wird es schwer, hier nach unten zu verhandeln. Dies führt dann dazu, den Bewerber als weniger Wert zu bezeichnen. Eine Verstimmung bei zukünftigen High-Pots, die es eigentlich zu vermeiden gilt.
Anders ist es bei Unternehmen, die nach einem strengen tariflichen Vergütungsschema agieren und auch nur innerhalb dieses Schemas einstellen. Auch hier führt die vorschnelle Angabe von Gehaltsvorstellungen dazu, dass wertvolle potenzielle Mitarbeiter sich mitunter abgeschreckt fühlen.
Andere Länder, andere Sitten
In anderen Ländern sieht das anders aus. Verpflichtend ist eine Gehaltsangabe in Österreich. Auch in Großbritannien und in Frankreich ist die Gehaltsangabe etabliert.
In Deutschland wird üblicherweise eine Wertigkeit einer Stelle angegeben, wenn hier eine tarifliche Regelung vorhanden ist und von dieser nicht abgewichen werden kann oder soll.
Meiner Meinung nach ist eine Orientierungsangabe, die Spielraum für die spätere Gehaltsverhandlung lässt, immer sinnvoll. Der Arbeitgeber kennt die Kandidaten ja erst einmal nicht. Zu konkrete Angaben legen – in Unkenntnis der Bewerbung – hier zu sehr fest und haben dysfunktionale Effekte.
Ihr Nico Fischerkeller