Professionelles Onboarding Teil 3:
Die Bindung neuer Mitarbeiter.
Kaum ist ein neuer Kollege eingestellt – schon ist er wieder weg. Der GAU der Personalintegration. Denn beim Recruiting-Prozess wurde alles richtig gemacht, ein professionelles Onboarding folgte darauf – und doch ist es schief gegangen. Da stellt sich die Frage: „Woran kann das liegen?“
Nach der Integration neuer Beschäftigter kommt es darauf an, die Bindung über die ersten Jahre aufrecht zu erhalten. Nur so kommt es zu einer langfristigen Mitarbeit. Ein formales Einarbeitungsprogramm ist ein wichtiger Startpunkt – aber beileibe nicht der Endpunkt. Nach dem Einarbeitungsprogramm ist es wichtig, an der Bindung der Teammitglieder zu arbeiten.
Eine neue Organisation ist wie ein neues Land
Die Sprache, Sitten und Gepflogenheiten des neuen Arbeitgebers sind für den neuen Kollegen noch völlig fremd. Hingegen ist die Unternehmenskultur des bisherigen Arbeitgebers teilweise noch tief verankert. Hier ist Hilfe erforderlich und zwar nicht per Kritik „derjenige macht das nicht so wie wir es machen“, sondern per Aufklärung, wie es in Ihrem Unternehmen auf und zu geht. Bleiben Sie gegenüber neuen Einflüssen zudem offen, vielleicht kann der neue Kollege Interessantes und Hilfreiches in Ihre Organisation einbringen.
Die erste Leistungsbeurteilung
Es kommt zur ersten Leistungsbeurteilung. Diese muss objektiv und nachvollziehbar gestaltet sein. Beurteilungskriterien sind vorher zu kommunizieren, damit sich der Mitarbeiter daran orientieren kann. Auch ist wichtig zu vermitteln, wer eigentlich bei der Beurteilung mitwirkt.
Neueintritte müssen sich mit dem Unternehmen langfristig identifizieren können. Hier hilft es, Identifikationschancen anzubieten, sowohl mit dem Unternehmen als auch mit den Geschäftsprinzipien. Dabei sind insbesondere Vorgesetzte mit ihrer Dialogfähigkeit gefordert. Denn Menschen möchten nicht nur Befehlsempfänger sein, sondern auch mitentscheiden. Welche Entscheidungsparameter es gibt, ist jedoch nicht von Anfang an klar. Ein neuer Kollege kann aber auch oft Dinge erkennen, die sonst der Betriebsblindheit zum Opfer fallen. Beziehen Sie diese Erkenntnisse daher mit ein, um die Entscheidungsqualität zu verbessern.
Jeder Mensch möchte Perspektiven
Jeder Mensch hat persönliche Motive, um einer Tätigkeit nachzukommen. Findet er diese bei seiner täglichen Arbeit wieder, ist der Weg für eine langfristige Betriebszugehörigkeit geebnet. Bleiben die Motivationsfaktoren aus, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass der Mitarbeiter gehen wird. Nun, jetzt ist ein Job natürlich kein „Wünsch-Dir-Was“! Doch bedenken Sie, jede Tätigkeit bietet Spielräume, um auf individuelle Interessen und Motive von Menschen eingehen zu können.
Gehalt ist dabei nicht alles, Vergütung ist aber viel.
Erkennt ein Mitarbeiter, dass er wesentlich weniger verdient als die restliche Belegschaft, ist dies oft auch ein Grund, das Unternehmen wieder zu verlassen. Brüche in der Vergütungspolitik und ausufernde „Besitzstandswahrung“ stellen Gift für die Bindung von Mitarbeitern dar. Jeder Mensch will Perspektiven. Hat er diese im Unternehmen, bleibt er; sieht er diese nicht, geht er über kurz oder lang. Perspektiven gibt es nicht nur durch eine neue Tätigkeit, sondern auch durch die Ausbaufähigkeit der bestehenden Tätigkeiten. Chancen müssen jedoch nicht nur da sein, sie müssen auch kommuniziert werden. Wenngleich: Berufliche Aussichten zu kommunizieren, die es überhaupt nicht gibt, wirkt nur kurzfristig. Denn vorgegaukelte Perspektiven werden erkannt und führen zum Verlassen des Unternehmens.
Eine glaubhafte Personalpolitik
Bei der Entscheidung, in einem Unternehmen langfristig zu bleiben, kommt es auf die Gesamtsicht an.
Eine glaubhafte Personalpolitik ist hier ein wichtiger Baustein. Nicht die vordergründig beste Personalarbeit, sondern die glaubwürdigste entfaltet an dieser Stelle die größte Wirkung. Versprechungen und geweckte Erwartungen die nicht eingehalten werden können, sind hier fehl am Platz. Zeigen Sie realistische Möglichkeiten auf, so dass Ihre Mitarbeiter/Kollegen die Grenzen des Unternehmens verstehen können.
Ihre Christina Schmidt