Es wird nie mehr so sein, wie es war
Die Office-Welt hat sich gewandelt – Hybrid-Office im Kommen!
Es weht der „wind-of-change“
Während der Corona-Krise waren andere Office-Modelle erforderlich. Das Home-Office erlebte einen dramatischen Aufschwung. Und nach der Krise. Gehen dann alle wieder zurück ins Büro. Mitnichten! Es sind neue Office-Formen entstanden – und diese werden sich nicht mehr auf den alten Zustand zurückdrehen lassen.
Laut Statista arbeiteten laut einer Befragung (Quelle: Bitcom) vor der Pandemie 3 % der Beschäftigten ausschließlich, sowie 15 % gelegentlich im Home-Office. Dieses Verhältnis hat sich in der Pandemie dramatisch verändert. Insgesamt gaben 25 % der Beschäftigten an, während der Pandemie ausschließlich von zuhause aus gearbeitet zu haben, 20 % teilweise. Die Prognose der Beschäftigten für die Zeit nach der Pandemie: 8 % nehmen an, dann ausschließlich im Home-Office zu arbeiten, 27 % gelegentlich.
Die Zahl der Home-Office-Nutzer wird sich demnach nahezu verdoppeln.
Dabei gibt es hier nicht den Gegensatz zwischen Home- und Präsenzoffice, die Zukunft liegt wohl bei einer im Hybrid-Office, also einer Kombination aus beidem.
Hinzu kommt noch eine neue Lösungsform: Das ausgelagerte, mitunter virtuelle Büro nahe dem Wohnort. Halb Home-Office, halb Präsenz-Office.
Was ändert sich nun in der OfficeWelt?
Für den Arbeitgeber so einiges. Zum einen Bedarf es an einigen rechtlichen Voraussetzungen für das Home- bzw. Hybridoffice. Zum anderen muss auch eine strukturelle Regelung zwischen der Arbeit zuhause und der Arbeit in Präsenz gefunden werden. Diese kann der Beschäftigte entweder flexibel gestalten, es können aber auch bestimmte „Zeitfenster“ vereinbart bzw. angewiesen werden, zu denen Arbeitsgruppen im Präsenz-Bürostandort anwesend sein müssen. Eine solche Regelung ist zur Verbesserung der zwischenmenschlichen Kommunikation innerhalb des Teams wichtig.
Ja, die zwischenmenschliche Kommunikation. Diese wurde zu Corona-Homeoffice-Zeiten von vielen Beschäftigten vermisst. Der zentrale Arbeitsort ist ja nicht nur der Ort, an dem die Arbeit geleistet wird. Er ist auch der Ort für zwischenmenschliche Kommunikation, für Begegnung und einem regelmäßigen sozialen Kontaktkreis. Arbeit nur auf Arbeitsverrichtung zur reduzieren, ist zu kurz gedacht. Das Arbeitsleben ist auch Sozialleben. Dies geht bei reinen Homeoffice-Strukturen schnell verloren.
Eine hybride Arbeitsform hat aber auch technische Voraussetzungen. Das „ewige“ Warten bei einer nur schwach ausgebauten Leitung. Das Problem, größere Datenmengen in Echtzeit auszutauschen und das Abbrechen von virtuellen Konferenzen ist längst bekannt.
Solange nicht flächendeckend schnelles Internet verfügbar ist, sind sowohl dem Home- als auch dem virtuellen Office Grenzen gesetzt. Ein virtuelles Office hat hierbei den Vorteil, dass größere Datenmengen in der Präsenzzeit überspielt werden können. Ist zwar nicht High-Tech, funktioniert aber im Notfall. Eine virtuelle Office Struktur hat auch große Auswirkungen auf die Flächenplanung. Es fallen nicht nur Flächen für Präsenz-Büros weg, da diese ja nicht mehr permanent genutzt werden. Mehrfachnutzung ist hier möglich. Es besteht aber ein wachsender Bedarf an Flächen für „kollaboratives Arbeiten“, also das Treffen in Arbeitsgruppen, Teams etc. Der Bedarf für diese Räume wird deutlich steigen.
Auch für die Anbieter von Bürogebäuden und Büroflächen entstehen hier andere Anforderungen. Es ist wesentlich mehr Flexibilität und kurzfristige Veränderung erforderlich. Außerdem gibt es noch eine weitere Option: Das Nearby-Office – Eine Bürofläche nahe dem Wohnort der Beschäftigten, mit kurzem Arbeitsweg. Dies ist sinnvoll, wenn die Wohnsituation ein effizientes Homeoffice nicht erlaubt, aber dennoch ein Arbeiten in der Nähe des Wohnorts möglich gemacht werden soll. Auch eine solche Lösung entlastet den zentralen Bürostandort, ohne für jeden Beschäftigten ein Büro zuhause erforderlich zu machen.
Bei einer Nearby-Lösung entsteht auch der Vorteil des sozialen Austausches in kleinen Gruppen. Der „Vereinsamung“ durch reines Home-Office wird also entgegengewirkt.
Eine hybride Office-Welt ändert aber auch die Anforderungen an die Beschäftigten. Selbstständigkeit und Selbstmanagement-Fähigkeit sind hier erforderlich, da das Arbeiten rein nach Anweisung nicht mehr möglich ist.
Diese Arbeitswelt ist zuallererst für Büroarbeiten geeignet. Sie ist jedoch nicht auf diese beschränkt. Auch im technischen Bereich ist dies denkbar. Nicht nur für das Service-Personal, das von zuhause aus zum Kunden startet. Auch eine „Home-Werkstatt“ ist durchaus möglich – eben auch eine „Nearby-Werkstatt“ für bestimmte Arbeitsschritte beispielsweise mit Hilfe eines 3 D -Druckers.
Die Arbeitswelt ist nach der Pandemie nicht mehr so, wie sie mal war. Es weht der „wind-of-change“. Wohin er die Arbeitswelt letztlich führt, ist noch nicht ausgemacht.
Es stehen aber erhebliche Änderungen (flächen-)technischer, rechtlicher und sozialer Natur an.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Prof. Dr. Herbert Einsiedler